"!Nie wieder - 15. Erinnerungstag im deutschen Fußball“ an den Spieltagen um den 27. Januar

„!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“ nimmt die Botschaft der Überlebenden des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau auf und hat sie sich zu eigen gemacht.“ „Der Erinnerungstag im deutschen Fußball“ versteht sich als ein starker Beitrag für eine wertschätzende, wehrhafte und demokratische Gesellschaft, in der das Achten der Würde jedes Menschen unveräußerlich ist.“ Seit nunmehr 15 Jahren stehen diese Kernsätze als Leitmotiv über den vielfältigen Aktionen, die an den Spieltagen um den 27. Januar stattfinden.

"!Nie wieder - 15. Erinnerungstag im deutschen Fußball“ an den Spieltagen um den 27. Januar

Der Fußball in Deutschland, repräsentiert durch die Fanszenen und Fanprojekte, die Amateur- und Profivereine, durch ihre Spitzenverbände und deren Repräsentanten, nimmt diese Aufforderung ernst.

Eine der Quellen für dieses Engagement ist die Glosse vom 21. November 1923 im Sportmagazin „Kicker“, in der Walther Bensemann, Herausgeber und streitbarer Fußball-visionär, die „Vereinigten Staaten von Europa“ als Gegenmodell zum Nationalismus und Militarismus ins Spiel brachte. Er war davon überzeugt, dass der Fußball diesen Befriedungs- und Einigungsprozess voranbringen könne.

Heute wissen wir, dass Deutschland 10 Jahre später sich total und oft sehr freudig dem Nationalismus und dem Militarismus ergab mit schrecklichsten Folgen. Im Schicksal des Walther Bensemann, Deutscher und Europäer spiegelt sich diese Katastrophe. Am 30. Mai 1933 teilt der „Kicker“ kommentarlos mit: Walther Bensemann ist aus der Redaktionen ausgeschieden. Als deutscher Staatsbürger jüdischer Herkunft, musste er fliehen und starb im November 1934 im Schweizer Exil.

Der 27. Januar 1945, der Tag der Befreiung der überlebenden jüdischen und nichtjüdischen Häftlinge des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, ist das Gegenzeichen. Es dokumentiert den Sieg des Rechts auf ein Leben in Würde und Freiheit für jedermann. Die respektvolle Erinnerung an alle Opfer der Fußballfamilie und darüber hinaus ist hier geboten. Das „Lernen aus der Geschichte“ im Sinne des „Nie wieder Auschwitz! und Nie wieder Krieg! ist die unabdingbare Antwort auf die Katastrophe.
Von daher kommend, versteht sich die 15. Kampagne als eine Kampagne für ein respekt-volles Zusammenleben der Völker Europas. Von daher sind die Europameisterschaften 2020 und 2024 Chancen, die der Fußball nutzen muss.

Wer diese europäische Wertegemeinschaft infrage stellt, der muss mit Widerstand aus dem Fußball rechnen. Gemeint sind hier die Verächter der Demokratie mit ihren nationalistischen Spaltungsattacken.

Jenen, die Vereine attackieren, weil am Tor zum Vereinsgelände das Schild „Kein Platz für Rassismus und Gewalt“ angebracht ist, muss widersprochen werden.

Wenn in deutschen Städten geflüchtete Menschen auf den Straßen verfolgt und verletzt werden, Bürgerinnen und Bürger jüdischer Herkunft und Gäste aus Israel geschmäht, und bedroht, dann ist Widerstand notwendig.

Und der Widerstand geschieht schon jetzt und er hört auch nicht Mitte Februar auf, wenn die 15. Kampagne zu Ende geht.

  • Schon heute schützen Mitglieder der Fußball-Familie die Demokratie und gehen für ein vielfältiges und buntes Europa auf die Straße, z. B. bei Demonstrationen wie in Berlin, wo die Freunde von Babelsberg 03, von Union, Hertha BSC, Tennis Borussia, dem FC International und den „Fußballfans gegen Homophobie“ sich mit dem Banner „Nazis raus aus den Stadien“ positioniert haben.
  • Nach den Attacken auf Bürger jüdischer Herkunft, die im öffentlichen Raum Kippa trugen, lud der FC Ente Bagdad aus Mainz die Freunde von Makkabi Frankfurt zu einem Solidaritätsspiel ein. Beide Teams spielten mit Kippa.  
  • Das Fanprojekt aus Frankfurt ehrt mit seinem Preis „Im Gedächtnis bleiben“ Einzelpersonen und Vereine, die sich für das Gemeinwesen verdient machen. Das Fanprojekt aus Kaiserslautern spielt diesen Ball mit „Tribüne ohne Grenzen“. Ebenso die „Kurt-Landauer-Stiftung“ der Schickeria, die vielfältige Integrations- und Flüchtlingsprojekte unterstützt. Ihre Projekte finanzieren sie mit dem Geld, das sie als Julius Hirsch Preisträger gewonnen haben.  
  • Die Präsidenten von Eintracht Frankfurt und von Werder Bremen setzen sich öffentlich und entschieden mit Vereinsmitgliedern auseinander, die sich als Gegner einer weltoffenen demokratischen Gesellschaft zu erkennen geben. Sie beziehen sich dabei auf die (Werte-)Geschichte ihrer Clubs.

Diese Beispiele dokumentieren: Die 15. Kampagne „!Nie wieder - Erinnerungstag im deutschen Fußball“ schärft die Sinne. Sie will Aufmerksamkeit erregen und aufrütteln. Sie wirbt um alle  Fußball- und Demokratieliebhaber*innen, ihre Stimme im Sinne  der Kampagne zu erheben. Das ist „radikal“. Das ist im lateinischen Wortsinn „der Ursprung – die Wurzel“ allen Engagements für das Gemeinwesen Europa und seiner Werte.

Aus einer solchen Gemeinschaft erwachsen dann Ideen, der Mut und die Verantwortung, für diese Werte und Vorstellungen zu streiten, die dem Fußball von seinen Anfängen inne-wohnen. Walther Bensemann hat sie dem „Spiel aller Spiele“ vor fast 129 Jahren einge-schrieben und „radikal“ gelebt.

Der FVM unterstützt auch diesmal den „!Nie wieder-Erinnerungstag“ und ruft zu Aktionen und Veröffentlichungen rund um den 27. Januar auf, ein deutliches und nachhaltiges Zeichen zu setzen, dass Rassismus und Diskriminierung in unserem Sport nichts zu suchen haben. Die Teilnahme ist freiwillig; wir würden uns aber freuen, wenn sich wieder zahlreichen Vereine mit Maßnahmen beteiligen und so ein Zeichen setzen.

Materialien zum Download:

Anschreiben Vereine

Stadiondurchsage

Texte Vereinsmedien

Weitere Informationen:

www.niewieder.info

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